Die Glockensprüche

Jede der drei Glocken des zukünftigen Großrückerswalder Geläutes wird ein besonderer Spruch zieren, wie es seit Jahrhunderten üblich ist. Die Bedeutung einer Glocke erschöpft sich nicht in ihrer Funktion als Klangkörper. Sie ist gleichzeitig auch ein Sinnträger und Träger einer Botschaft für spätere Generationen.

Pfarrer Lau und seine beiden Amtsvorgänger, Pfr. i. R. Lämmel und Pfr. i. R. Leonhardi haben für die neuen Glocken jeweils einen Spruch ausgewählt, der auf ganz besondere Art und Weise die Zeit widerspiegelt, in der die drei Pfarrer ihren Dienst in der Gemeinde getan haben und tun. Damit wird eine Verbindung zwischen diesen sehr unterschiedlichen Zeiten und Generationen von Menschen hergestellt.

„Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ (Offenbarung/„Apokalypse“ des Johannes 1, 8)
Große Glocke Vorderseite
Große Glocke Rückseite

Von „apokalyptischen“ Ereignissen hört man manchmal berichten. Das sind jene von der Art, wie sie das letzte Buch der Bibel, die „Apokalypse des Johannes“, sehr bildhaft und symbolisch schildert. Solche Ereignisse waren z.B. die beiden Weltkriege, denen so viele und so vieles zum Opfer fielen, auch die früheren Glocken; die Diktaturen mit ihrer jeweiligen Ideologie wären zu nennen, deren Meinungsmacher viele dem Glauben und der Kirche entfremdeten, und die treue Gemeinde gehört dazu, ja um die geht es eigentlich, in der Apokalypse des Johannes. Das war in Großrückerswalde besonders aktuell z. Zt. des Kirchenkampfes im sogenannten 3. Reich, als hier die „Bekennende Kirche“ sich sammelte. Damals entstanden auch die sogenannten Bibelwochen und man las gerne die ersten Kapitel der Apokalypse des Johannes, ohne die Zeitereignisse gleichsetzen zu wollen. Die Kulissen waren anders, aber das Spiel war ähnlich wie in den ersten Generationen der Christen.

Johannes ist entweder der Apostel und Evangelist oder ein anderer damals in Kleinasien bekannter Christ gleichen Namens. Er erhält Botschaft des lebendigen Gottes für seine Kirche auf Erden, repräsentiert durch 7 Gemeinden in der westlichen Türkei, damals Teil des römischen Reiches.

Sie durchlebten eine Krise, genauer eine Verfolgung, mit der Johannes auf die Insel Patmos verbannt war. Am „Tag des Herrn“ (dem Sonntag) war er bis vor Kurzem mit der Gemeinde versammelt gewesen, mit ihr dem Herrn Lob zu singen und ihn anzurufen, ihn als Retter und Heiland zu verkünden, im Gebet und im Hlg. Mahl dem kommenden Herrn entgegenzusehen. Nun erlebte er einen Tag des Herrn ohne dies alles, als Verbannter auf der Insel ohne den gewohnten Rahmen, aber nicht ohne den Herrn. Im Gegenteil:

Er wird angeredet, ihm werden Visionen zuteil. Er wird beauftragt zu schreiben von dem, „was er sieht und was ist und was geschehen soll.“

„Ich bin das A und da O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige“. So etwa offenbarte sich Gott dem Mose im Alten Testament, so wird der Gottesname (3. Mose 3, 14 - JHWH) übersetzt und weiter geschrieben. Die Hoheit und Heiligkeit Gottes tut sich darin kund.

Im Folgenden tritt der Christus in Erscheinung. In der Herrlichkeit des Auferstandenen, des Erhöhten, mit Insignien eines königlichen Hohenpriesters, inmitten von 7 Leuchtern, die 7 Gemeinden (die Gesamtheit) bedeuten. Johannes fiel zu Boden „Und Er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot und siehe, Ich bin lebendig von Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreichs“ (Kp. 1, 17/18). Was in der Kirche, in den Gemeinden geschieht, ist Weiterführung und Fortsetzung dessen, was mit Jesus Christus neu wurde. Mit anderer Ausdrucksweise sagen das auch andere Stellen des Neuen Testamentes.

Wie hat es sich hier in Großrückerswalde fortgesetzt?


„Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Nehemia 8, 10)
 
Mittlere Glocke Vorderseite
Mittlere Glocke Rückseite

Wir leben in einer multikulturellen Welt. Moderne Medien und Globalisierung prägen unsere Zeit. Viele Menschen fühlen sich frei, ebenso viele aber auch verunsichert. Oft fehlen Orientierung und Halt. Auf viele Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Die politische Weltlage und Berichte über Krieg und Terror verschärfen die Unsicherheit. Täglich hören wir von dem Krieg in Syrien und den schweren Konflikten in Afghanistan und von weltweiten Flüchtlingsströmen. Unsere Welt hat viele Brennpunkte. Das lässt uns nicht kalt. Die Fragen nach Gott und Lebenssinn bekommen besondere Bedeutung. Der Bibelspruch aus dem Buch Nehemia will nicht beschwichtigen und leichtfertig proklamiert werden. Er möchte ermutigen, die Fragen nach Gott und den Wurzeln des Glaubens neu zu stellen und zugleich zu einem verantwortlichen Handeln und Gottvertrauen einladen.

Die Glocken einer Kirche erinnern daran. Sie laden ein sich an Gottes Wort zu orientieren.

Sie wollen Zuversicht schenken. Sie laden in die Gemeinde ein. Gott und Jesus Christus sollen Maßstab zum Handeln und Hoffnung sein.

Viele Gedanken bewegten mich, als ich gebeten wurde, ein Bibelwort für die mittlere Glocke vorzuschlagen. Der Spruch aus dem Buch Nehemia hat mich schon in meiner Kindheit angesprochen. Wir wurden als Kinder oft belächelt, wenn wir zur Christenlehre gingen und manchmal auch benachteiligt. Ich musste oft nachdenken, was der Glaube an Gott bedeutet.

Vielen aus der Großrückerswalder Kirchgemeinde wird es ähnlich ergangen sein.

Mein Gemeindepfarrer gab mir schließlich diesen Spruch als Konfirmationsspruch. Immer wieder hat mich forthin dieser Spruch begleitet. Er gab mir Halt und Kraft. Auch in meiner Jugendzeit und während des Wehrdienstes war mir dieser Spruch sehr wichtig.

Ich ahnte nicht, dass dieses Bibelwort auch dienstlich für mich Bedeutung bekommen sollte. Während meiner Dienstzeit in Großrückerswalde begegnete mir dieser Spruch sehr oft. Er wurde gern als Leitspruch bei Segenshandlungen gewünscht. Viele Konfirmanden wählten ihn als Konfirmationsspruch. Zu Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen habe ich ihn gern zitiert, oftmals auch gepredigt. Wir sangen gern das gleichnahmige Lied aus dem Liederbuch „Singt von Hoffnung“. Wie oft stürmte viel auf uns ein. Wir waren oft herausgefordert, unseren Glauben tiefgründig zu reflektieren. Wir brauchten Mut zum Bekenntnis. Wie tröstlich waren da die Worte: „Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“.


"Denn siehe, ich will Neues schaffen. Jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht." (Jesaja 43,19)
 
 
Kleine Glocke Vorderseite
Kleine Glocke Rückseite

Persönlich

„Der wächst nach!“, hatte jemand dem kleinen Mädchen gesagt.

Ungläubig stand sie vor dem Baumstumpf und fragte sich nur, wie das denn bitteschön gehen soll.

Um diese steile Behauptung vom Nachwachsen zu überprüfen, kam sie in den nächsten Wochen immer wieder zu diesem Baumstumpf, mit dem Vorhaben ihn genau zu beobachten.

Also starrte sie fast täglich auf die nackten Baumringe und wartete, dass der Baum dort wieder nachwächst.

Als sie das mit dem Nachwachsen schon als Quatsch abtun wollte, sah sie bei der letzten Inspektion des Stammes, wie ein einzelnes Blatt an der Seite frisch gewachsen war.

Offensichtlich war der Baum noch am Leben und es würde wohl tatsächlich noch etwas nachwachsen nur eben an einer anderen Stelle.

 

Es gibt harte Schnitte nicht nur bei Bäumen, sondern auch hier und da in der eigenen Biografie.

Wenn Ehen auseinandergehen, wenn nahe Menschen versterben, wenn der Arzt genau das sagt, was ich immer schon befürchtet hatte…


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